H.I. Das Herzogthum Holstein |
B. Uebersichtliche Districtsbeschreibung |
I. Königliche Landdistricte |
7. Das Amt Cismar |
Das
Amt Cismar liegt von allen übrigen königlichen Landdistricten
völlig getrennt nordöstlich im Herzogthume an der Ostsee und der
Haupttheil desselben wird begränzt im Süden durch das Gut Brodau,
dem zum Gute Sievershagen gehörigen Dorfe Brenkenhagen und dem
lübschen Stadtstiftsdorfe Bentfeld, gegen Westen von den Gütern
Sievershagen, Manhagen und Koselau, gegen Norden durch den Gruber-See
und das Gut Rosenhof. Ein Theil des Gruber-Sees gehört zum Amte.
Getrennt von diesem Haupttheile des Amtes liegen der Hof Ruhleben an
der Scheide des Neustädter Stadtgebiets und diejenigen Dörfer im
Lande Oldenburg, welche seit 1842 vom Fürstenthum Lübeck
eingetauscht sind und das Amt nicht unerheblich vergrößert haben.
Es sind dies die Dörfer Ratjensdorf, Nanndorf, Altgalendorf,
Teschendorf, Techelwitz, Klein-Wesseek und ein Theil von Rellin.
Das Amt ist aus den Besitzungen des im Jahre 1245 von dem Johanniskloster in Lübeck hieher verlegten Benedictinermönchsklosters entstanden. In der Theilung im Jahre 1490 kam das Kloster an den Herzog Friedrich, 1544 an den Herzog Adolf, ward darauf in ein Amt verwandelt, und der damalige Amtmann verwaltete zugleich das Amt Oldenburg, und hatte die Inspection über Fehmarn. Im Jahre 1773 ward dieses bisher stets Gottorfische Amt Königlich. Durch Patent vom 15.März 1844 wurden die obengedachten Dörfer dem Amte incorporirt. Vergleiche das Geschichtliche unten Artikel Cismar. Es hat ein Areal von circa 2 Quadrat Meilen oder circa 20.000 Tonnen à 240 Quadratruthen (12.694 Steuertonnen, 1.765.893 Thaler Reichsmark Steuerwerth). Im Amte sind 14 geschlossene Königliche Gehege, welche ein Areal von 1.246 Tonnen 146 Ruthen (à 300 Quadratruthen) haben. Es steht zur ordinairen Pflugzahl für 51 31/50 Pflug, zur extraordinairen Pflugzahl für 168 5/8 Pflug, welche letztere bei den einzelnen Ortschaften angeführt stehen. Der Brandcassenwerth der Gebäude betrug 1853: 1.140.740 Thaler Reichsmark. Volkszahl: 5.865, wovon 1.891 der Landbau treibenden Classe und 1.555 der Tagelöhnerclasse angehören. Der Boden des Amtes ist vorzüglich und gehört zu dem besten des Landes; die südliche Hälfte des Haupttheils ist hügelig und malerisch, die nördliche eben und flach; in ersterm liegt das Kirchdorf Grömitz, in letzterm das Kirchdorf Grube. Das Amt besteht zum großen Theil aus niedergelegten Domainen und ist daher mit zahlreichen Erbpachtstellen bedeckt. Der Amtmann sowie die übrigen Beamten wohnen in Cismar; derselbe hat die Justizpflege, wobei der Amtsschreiber als Actuarius und Protocollführer fungirt. Die Geschäfte sind übrigens wie in den andern Aemtern; der Amtmann von Cismar steht zugleich als Präses dem Oldenburger Consistorium vor. Im Amte ist außerdem ein Hausvogt und Branddirector angestellt. In Commüne-Angelegenheiten wird das Amt provisorisch vom Amtsdeputirten repräsentirt und den Dorfschaften stehen Bauervögte vor. Nur in den Kirchdörfern Grube und Grömitz ist eine mit der ehemaligen Stadtqualität dieser Orte verwandte abweichende Communalrepräsentation. Dem Amte Cismar sind zur Hebung der Landsteuer folgende unter Holsteinischer Landeshoheit stehende lübeckische Stadtstiftsdörfer zugelegt: Bentfeld, Bliesdorf, Dazendorf, Giddendorf, Heringsdorf, Kakoel, Kembs, Clotzin, Marxdorf, Merkendorf, Klein-Schlamin, Sulsdorf und ein Theil von Rellin. |
© 24.09.2011 AKVZ (Björn Rogge / Silke Müller) |